Erlebnisbericht über unsere Ausfahrt nach Husum und Hallig Hooge

 

 

Ursula Amelang

 


 

Am Dienstag, den 03.09.2019 startete die BVO-Reisegruppe mit 47 Personen pünktlich um 07:00 Uhr trotz Nieselwetters gut gelaunt mit unserem Fahrer Jan der Firma Bösche-Reisen, der im Laufe der Tage immer wieder unter Beweis stellte, wie souverän er mit dem großen Bus auch die engsten Kurven nehmen kann.

 

Zuerst musste er sich bis zur Autobahn A 7 eine Stunde durch Hamburgs Rush Hour quälen, aber dann ging es zügig voran.

 

schmale Gracht in Friedrichstadt
schmale Gracht in Friedrichstadt

Wie vorgesehen waren wir um 10:00 Uhr in Friedrichsstadt. Das Schiff für die Grachtenfahrt lag schon am Anleger parat und wir gingen schnell an Bord, denn es regnete in Strömen.

 

Nach kurzer Zeit klarte es jedoch auf, und als wir nach einer Stunde langsam gleitende Fahrt durch die schmalen Grachten mit ihren begrünten Ufern und den schönen Giebelhäusern an den Straßen wieder anlegten, schien die Sonne vom blauen Himmel. Spontan wurde beschlossen, noch einen einstündigen individuellen Stadtbummel anzuschließen. Dieses anmutige kleine Städtchen, das im 17. Jh. von holländischen Wasserbauern mit Kanälen durchzogen wurde, ist wirklich einen Besuch wert!

 

Es ging dann ohne Verzögerung weiter nach Husum. Dort angekommen mussten wir noch 2 Stunden überbrücken, bevor wir in das 4* “Best Western Plus Hotel Theodor Storm“ einchecken konnten.

 

Die meisten von uns nutzten die Pause für einen ersten kleinen Erkundungsgang inkl. Imbiss.

 

Um 15:00 Uhr startete der 2-stündige geführte Stadtrundgang. Die Gesamtgruppe wurde geteilt und wir bekamen Herrn Springer als Stadtführer.

   

4* Hotel Theodor Storm
4* Hotel Theodor Storm

Er erklärte uns Husum recht ausführlich und spickte seine Erklärungen mit kleinen Anekdoten. Wir sahen das Schloss samt Torhaus, den Stine-Brunnen, die St.-Marien-Kirche und die diversen Häuser, in denen Theodor Storm und seine Vorfahren gewohnt und gearbeitet haben sowie das Museum, welches ihm gewidmet ist.

 

Alle Sehenswürdigkeiten wurden nur von außen gezeigt mit dem Hinweis, diese doch an unserem “freien“ Vormittag am 3. Tag nach eigenem Interesse selbstständig zu besichtigen.

 

Trotz des wenig ansehnlichen Baus des neuen Rathauses sowie des Uhrturms erklärte Herr Springer, dass die Husumer nach anfänglichem Fremdeln nun

 

ihren Frieden mit dem Ensemble gemacht haben, denn tatsächlich ist es ein Ort der Begegnung geworden, so wie der Architekt es geplant hatte.

Slipanlage einer ehemaligen Werft
Slipanlage einer ehemaligen Werft

Am alten Hafen wurde die Slipanlage der abgerissenen Werft erhalten und die hübsch restaurierte “Hildegard“, ein ehemaliger Tonnenleger, dekorativ auf der Schräge der Slipanlage verankert.

 

Als schöne Reminiszenz an Theodor Storm läuft ein Band aus blauen Steinen im Boden um den alten Hafen herum, auf dem in Abständen auf braunen Steinen sein wohl bekanntestes Zitat eingelassen ist:

 

"Doch hängt mein ganzes Herz an Dir, du graue Stadt am Meer".

 

Nachdem wir zum Hotel zurückgekehrt waren, nutzten wir die Zeit bis zum gemeinsamen Abendessen zum Ausruhen. Den Abschluss bildeten gemütliche Stunden im angeschlossenen Brauhaus. Sehr zufrieden und auch ziemlich erledigt zogen sich alle nach und nach auf ihre Zimmer zurück.

 

Am nächsten Tag saßen alle nach einem reichhaltigen Frühstück pünktlich um 08:30 Uhr im Bus und los ging die Fahrt nach Schlüttsiel, dem Fährhafen zur Hallig Hooge.

 

Unser örtlicher Reiseleiter war wieder Herr Springer, der mit uns auf Nebenstraßen leitete, um uns die verschiedenartigen Deiche zu zeigen, die die dahinterliegenden Höfe bei Sturmfluten schützen. Darunter auch die angenommenen Schauplätze aus Storms Novelle “der Schimmelreiter“.

 

 

in der Ferne Hallig Hooge in Sicht
in der Ferne Hallig Hooge in Sicht

In Schlüttsiel angekommen, betraten wir das Schiff “Hauke Haien“, das uns auf die Hallig Hooge brachte.

 

Auf der Fahrt dorthin kamen wir durch diverse Köge (Koog = dem Meer abgerungenes Land). Der interessanteste ist der Sönke-Nissen-Koog. Nissen war ein Eisenbahningenieur aus Nordfriesland, der in Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) die Eisenbahn mit gebaut hatte. Er war Mitglied der Deichbaugenossenschaft und finanzierte 1924 - 1926 maßgeblich die Eindeichung. Er bestand darauf, dass die auf den Höfen befindlichen Gebäude den Farmhäusern in Namibia ähneln sollten und einheitlich mit grünen Dächern gedeckt wurden. Außerdem erhielt jede Hofstelle einen Eigennamen, der einer Bahnstation in Namibia entsprach, z.B. “Lüderitzbucht“ oder “Kalkfontein“. Der 1927 erbaute Hof “Elisabethbay“ wurde Wohnsitz der Witwe und des Sohnes von Sönke Nissen. Heute forschen dort junge Leute aus ganz Deutschland zum Thema " Erneuerbare Energien".

 

Auf der Überfahrt zur Hallig genossen wir das gute Wetter und sichteten viele Vögel und sogar zwei Seehunde auf einer Sandbank. Bei der Ankunft standen schon zwei Pferdefuhrwerke bereit, die uns zuerst zur Kirchwarft brachten. Auf der Hallig Hooge gibt es 10 Warften auf denen Gebäude stehen.

 

die Reisegruppe ...
die Reisegruppe ...

Vor der Kirchwarft mit der Kirche weisen Markierungen auf einem ca. 4 Meter hohen Pegelpfahl darauf hin, wie hoch besondere Sturmfluten in der Vergangenheit aufgelaufen sind.

 

Die Inselkirche wurde immer wieder aus diversen Bruchsteinen neu erbaut, aber das Inventar ist z.T. aus dem 17. Jahrhundert. Um bei Überschwemmungen zu vermeiden,  dass das Holzgestühl usw. Schaden nimmt, ist der Fußboden der Kirche mit Kies und Muschelkalk belegt, damit das Wasser ungehindert wieder ablaufen kann, wenn es doch mal in die Kirche gelangt. Bemerkenswert sind auch die zwei

... vor der Johanniskirche auf der Kirchwarf
... vor der Johanniskirche auf der Kirchwarf

Türen: Durch die Tür auf der Südseite (= helle Seite) betritt man die Kirche zu allen freudigen Ereignissen (z. B. Weihnachten, Hochzeiten usw.) sowie zum normalen Gottesdienst. Die Tür auf der Nordseite (= Schattenseite) wird nur zu Beerdigungen geöffnet.  Außerdem ist der Friedhof der einzige auf den Halligen, auf dem noch Begräbnisse stattfinden dürfen.

 

Dann ging es per Pferdegespann weiter zur Hanswarft wo die meisten Sehenswürdigkeiten zu finden sind.

der Königspesel von 1760 …
der Königspesel von 1760 …

Wir durften als ganze Gruppe zusammen den “Königspesel“ besichtigen. Es ist ein Wohnhaus aus dem 18. Jh., welches noch original erhalten und eingerichtet ist.

 

Die Eigentümerin empfing uns in Original-Tracht und erzählte uns die interessante Historie des Hauses. Sie und ihre Familie haben das Haus bis 1995 noch komplett bewohnt und sind erst dann in ein neues umgezogen. Die Wände in allen Räumen des reetgedeckten Hauses sind mit über 2.000 blauen Delfter Kacheln verziert. Die wurden früher in Segelschiffen auch als Ballast verwendet und von dem Erbauer des Hauses – einem Walfangkapitän – mitgebracht.

 

... hat über 2.000 Kacheln an den Wänden
... hat über 2.000 Kacheln an den Wänden

Außerdem konnten wir kaum glauben, dass es auf der Hallig erst 1959 Elektrizität gab und sogar erst 1969 fließend Wasser vom Festland!! Sie meinte, umgekehrt wäre es besser gewesen, denn in besonders trockenen Jahren ist mangels Wassers oft Vieh verendet und sind Menschen erkrankt, weil sie Brackwasser getrunken haben.

 

Anschließend besuchten wir das Sturmflutkino. In ihm wird in einem Kurzfilm gezeigt wie hoch und stürmisch das Hochwasser des “Blanken Hans“ wüten kann. Danach schlenderten wir noch in Eigenregie über die Hanswarft, stöberten in den kleinen Geschäften oder aßen eine Kleinigkeit in einer der urigen Restaurants.

mit dem Pferdewagen auf  Hallig Hooge
mit dem Pferdewagen auf Hallig Hooge

Um 14:00 Uhr holten uns die Pferdewagen wieder ab und brachten uns zur Anlegestelle.

 

Als wir das Schiff betraten, hatte die Crew für uns schon die Kaffeetafel gedeckt, es gab leckeren Erdbeerkuchen und Kaffee. Kaum hatten wir abgelegt, bezog sich der Himmel mehr und mehr und es begann stark zu regnen. Doch uns konnte das Wetter nichts mehr anhaben, denn wir saßen gemütlich unter Deck und für die Zeit auf der Hallig Hooge war uns der Wettergott gnädig gewesen.

 

Der geplante “Nachtwächter-Rundgang“ fiel buchstäblich ins Wasser, doch keiner von uns war wirklich unglücklich darüber.

 

Die verbleibende Zeit bis zum gemeinsamen Abendessen wurde zum Relaxen benutzt.

 

Der Koch überraschte uns mit einem überaus leckeren Fisch-Büfett. Dafür baten wir ihn nach dem Essen aus der Küche und dankten ihm mit einem herzlichen Applaus, was ihn sichtlich überraschte und erfreute. Danach wurde in gemischten Gruppen noch ein Wenig bei Bier und Köm zusammengesessen, bis auch der letzte müde war und sein Zimmer aufsuchte.

 

Den 3. Tag gestalteten alle nach eigenem Gutdünken. Nach einem leckeren Frühstück und dem Verladen des Gepäcks zerstreute sich die Gruppe in alle Richtungen.

 

St. Marien Kirche und Tine-Brunnen
St. Marien Kirche und Tine-Brunnen

Mein Mann und ich hielten uns an die Tipps des Stadtführers. Das Wetter war wechselhaft und wir mussten öfter vor einem Regenschauer Schutz suchen.

 

Erst bummelten wir über den Wochenmarkt und besichtigten die St.-Marien-Kirche. Deren Besonderheit besteht darin, dass die Kanzel genau über dem Altar angebracht ist.

 

Dann besuchten wir das Museum “Storm-Haus“ und warfen einen Blick in die historische Schwan-Apotheke. Im Geschäft “Hebben + Sien“ konnte man ohne Kaufzwang die wunderbar erhaltene Stuck-Decke aus der Renaissance besichtigen. Diese besteht aus einer besonderen Kalk-Gips-Mischung, welche mit Kälberhaaren vermengt wurde.

 

Nach einem leckeren Mittagessen im “Cafe Utsicht“ besuchten wir noch das “Weihnachtshaus“, welches etwas abseits lag. Leider war eine Besichtigung des Schlosses nicht mehr möglich, denn jetzt mussten wir zum Hotel eilen, wo der Bus uns zur Heimfahrt erwartete.

 

 

das Eider Sperrwerk – ein technisches Wunder
das Eider Sperrwerk – ein technisches Wunder

Auf der Rückfahrt machten wir noch Halt beim Eider-Sperrwerk und informierten uns über dieses imposante Wasserbauwerk. Das Sperrwerk besteht aus zwei separaten Reihen mit jeweils fünf 40 Meter langen Toren, die heruntergelassen bzw. angehoben werden können, um Wasser am Durchfluss zu hindern oder fließen zu lassen. Zwischen den Toren führt unterirdisch eine Straße hindurch, geschützt durch einen 236 Meter langen Tunnel. Über dem Tunnel ist ein Fußweg, der eine gute Aussicht auf die Westküste zur Nordsee und landeinwärts auf die Eider bietet. Ebenfalls mit doppelten Toren ausgeführt ist eine dem Sperrwerk angegliederte Schleuse für den Schiffsverkehr auf der Eider.

 

Die Rückfahrt erfolgte zügig ohne besondere Vorkommnisse, es gab nur ab und zu einen heftigen Regenschauer.

 

Zufrieden und erfüllt von vielen schönen Erlebnissen erreichten wir unser Heimatziel.

 

Der Dank der Gruppe an die beiden Organisatoren Gert + Anna Haushalter und den Fahrer Jan kamen aus ganzem Herzen.

 

Wir freuen uns schon auf die Fahrt im nächsten Jahr.

 

Von der Veranstaltung ist eine DVD erhältlich. Interessenten können sich telefonisch unter 040-648 914 22 (AB) oder per E-Mail an info@bv-oldenfelde.de melden.

Fotogalerie

Fotos: Bürgerverein Oldenfelde e.V.